Immersiver Journalismus
- Technik, Wirkung, Regulierung - (01./02.03.2018)
Programm |
Virtual Reality und Augmented Reality gelten als „das nächste große Ding“ der Mensch-Maschine-Interaktion. Die Entwicklung von Google Glasses und der Erwerb von Oculus Rift durch Facebook markieren das Interesse der großen Technologiefirmen an dieser Technik. Während in der öffentlichen Wahrnehmung etwa von „Pokémon Go“ die spielerischen Elemente im Vordergrund stehen, gibt es zunehmend und absehbar auch journalistische Anwendungen. So war es etwa das Ziel der Produzenten des „Project Syria“, die grausame Lebenswirklichkeit der syrischen Bevölkerung im Bürgerkrieg möglichst authentisch wiederzugeben. Auch bauen Videoplattformen wie Youtube systematisch Bestände von 360°-Filmen auf.
Beim Konsum immersiver Medieninhalte tauchen Nutzer in eine Welt ein, in der die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Der Tauchgang der Rezipienten erfolgt mittels „Head-Mounted Displays“ (Virtual Reality-Brillen, Augmented Reality-Brillen) und vergleichbarer Geräte, wobei freilich das Auftauchen ohne einen Dekompressionstopp – durch das bloße Abnehmen der Brille – erfolgen kann. Vor allem aber die verringerte und teilweise im Bewusstsein überspielte Distanz von Betrachtung und Erleben wirft Probleme und Fragen auf. Diese mangelnde Distanz ist bei journalistischen Inhalten besonders kritisch. Spezifische Gefahren und Regulierungsmodelle sollen im Rahmen der Tagung „Immersiver Journalismus“ identifiziert und diskutiert werden:
Ausgehend von dem „Status quo“ der Medientechnik sowie den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Augmented Reality und Virtual Reality wird die psychologische Wirkung der neuen Medientechnik auf den Menschen dargestellt, kann aber auch am eigenen Leib und mit eigenen Augen während der Tagung erfahren werden. Dabei rücken nicht nur die journalistischen Inhalte ganz nah an den Rezipienten heran, sondern der Rezipient hat es mittels der AR- und VR-Techniken in der Hand, andere Einflüsse auszublenden und sich in eine visuelle Filterblase hineinzubegeben. Verliert Journalismus durch diese Nähe seine Breitenwirkung? Die bald auf Null reduzierte Distanz zwischen Inhalt und Rezipient wirft medienethische Fragen in Bezug auf Medien und Nutzer auf.
Auf diese neuen Problemstellungen muss auch das Medienrecht reagieren: Die Regulierungsgeschichte zeigt, dass in Bezug auf andere Techniken – etwa des Radio, den Rundfunk, aber auch im Hinblick auf die elektronische Presse und womöglich auch schon die Zeitung und den Buchdruck überhaupt – bereits in der Vergangenheit Medienwandel immer auch Anpassungen des Regulierungsrahmens zur Folge hatte. Welche Wege also kann der Gesetzgeber einschlagen, um „immersiven Journalismus“ zu regulieren?
Konkrete Fragen sind in diesem Zusammenhang:
- Ob und, wenn ja, welche besonderen Sorgfaltspflichten haben immersive Journalisten zu beachten?
- Wie funktioniert Werbung in einer künstlichen Welt und welchen Beschränkungen sollte sie unterliegen?
- Sind Jugendliche besonders schutzbedürftig?
Diese Fragen werden auf der Tagung von Wissenschaftlern und Praktikern diskutiert und auf aktuelle journalistische Projekte gespiegelt.