Das Studium der Rechtswissenschaft in Bayern berücksichtigt nach § 23 Abs. 2 S. 2 JAPO "die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung". In Passau kann man dies etwa durch die Schwerpunktbereiche "Legal Tech", "Digitalwirtschaft" oder "Kunst- und Medienrecht" vertiefen; zudem werden in allen Vorlesungen schon zwangsläufig Sachverhalte aus dem modernen Alltag (vom Vertragsschluss per E-Mail über die digitale Kommunikation mit den Gerichten bis zur Meinungsfreiheit in sozialen Medien) untersucht.
Im modernen juristischen Berufsalltag - insbesondere als Anwalt - ist dies aber zunehmend nicht genug. Wie etwa in einem FAZ-Interview mit dem Deutschlandchef der Kanzlei CMS Hasche Sigle PartmbB deutlich wurde, steigert technische Kompetenz die Attraktivität einer Bewerbung ungemein:
Wenn sich heute ein Jurist mit technischem Hintergrund vorstellt, ist das für uns als Arbeitgeber ideal. Diese Aufstellung wird immer wichtiger.
In Passau haben wir mit dem Bachelorstudiengang "LL.B. Legal Tech" schon seit 2020 ein Programm aufgestellt, welches das klassische Studium der Rechtswissenschaft (mit der Ersten Juristischen Prüfung als Abschluss) mit Inhalten der Wirtschaftsinformatik kombiniert. Durch geschickte Verzahnung ist es dabei gelungen, die Inhalte auf 8 Semester zu komprimieren, in denen auch der Schwerpunktbereich (einschließlich der Bachelorarbeit, die als Seminararbeit zählt) enthalten ist. Im Vordergrund steht dabei nicht das Handwerk des Programmierens oder die abstrakte mathematische Analyse von Algorithmen, sondern Fragen wie "Change Management", "Informationsmanagement", etc. - also die unmittelbare Anwendung von Technologien in Unternehmen in Kanzleien. Das Studium ist damit auch für Personen zugänglich, die bislang eher wenig technische Kompetenzen oder Interessen hatten.
Seit 2023 bieten wir zudem mit dem Masterstudiengang "LL.M. Rechtsinformatik" einen Studiengang, der sich spezifisch auf die technischen Inhalte konzentriert. Statt das "Recht der Digitalisierung" zu betrachten, fokussieren sich die Veranstaltungen auf Künstliche Intelligenz, Softwareentwicklung, Datenbanken oder Benutzeroberflächendesign. Der Studiengang grenzt sich durch diesen starken technischen Fokus vom Bachelorstudiengang "LL.B. Legal Tech" ab und ist ein optimaler Aufbaustudiengang hierfür. Er ist aber auch und gerade für alle offen, die (mindestens) die Erste Juristische Prüfung absolviert haben. Die ca. 200 Studierenden pro Jahr kommen aus ganz Deutschland und sind vielfach schon berufstätig. Ermöglicht wird dies durch die Möglichkeit, die in Passau stattfindenden Lehrveranstaltungen hybrid auch per Zoom zu besuchen (eine Aufzeichnung wird nicht angeboten).